Das zweite Turnier der Xiangqi-Bundesliga 05/06 fand am 4. und 5. Februar
in Nürnberg statt. Nach dem vielversprechenden Auftakt im November in Hannover
fanden diesmal leider nur elf Spieler und eine Spielerin den Weg ins
Loni-Übler-Haus. Über die Gründe für diesen Rückgang vermag ich nicht zu
spekulieren, vielleicht hatten sich einige davon abschrecken lassen, dass es in
Nürnberg wegen der zeitgleich stattfindenden Spielwarenmesse keine bezahlbaren
Unterkünfte mehr gab.
An der Ausrichtung der gastgebenden Stosszahn-Franken-Truppe um Reinhard Knab kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Das Spiellokal mit angrenzendem Cafe bot gute Bedingungen (s. Foto links), es wurde mit echten WM-Brettern gespielt (s. Foto rechts) und es gab am Ende Preise für alle. Sogar für ein Rahmenprogramm war gesorgt, doch dazu weiter unten mehr, und auch die Daheimgebliebenen kamen nicht zu kurz: die (Zwischen-) Ergebnisse standen umgehend im Internet. Vielen Dank nach Nürnberg, und hoffentlich findet der 4. Franken-Cup im nächsten Jahr wieder mehr Resonanz.
An den Start gingen zwei Lingener (gesetzt an 1 und 2), zwei Ostfriesen
(3 und 4), zwei Magdeburger (6 und 9) sowie vier etablierte und zwei
neue fränkische Stosszähne. Für die Mannschaftswertung war daher wohl der
Gastgeber leichter, weil zahlenmässig überlegener, Favorit, während für die
anderen Teams der Franken-Cup vermutlich das Streichresultat darstellen
dürfte. Jedenfalls ist zu hoffen, dass in Magdeburg und Giessen wieder jeweils
drei Spieler aufgeboten werden können.
Zum Turnierlauf: In der ersten Runde konnten sich noch alle nominell stärkeren Spieler durchsetzen. Bereits in der zweiten Runde waren die ersten Überraschungen zu verzeichnen: Robert Weidenhöfer gewann gegen Rudolf Reinders und Karsten Hoffarth kam gegen Reinhard Knab nicht über ein Remis hinaus. Allerdings gelang das an diesem Wochenende kaum jemandem: Reinhard wurde mit vier Unentschieden bei jeweils einem Sieg und einer Niederlage unangefochten Remisköng! Es könnte einem bei dieser Bilanz ein bestimmter Ausdruck in den Sinn kommen, der aber hier völlig unangebracht wäre in Anbetracht der Tatsache, dass Reinhard dabei gegen die ersten Fünf der Abschlusstabelle antreten musste!
In Runde drei wurden dann die ersten Weichen im Kampf um den Turniersieg
gestellt. Am Spitzenbrett konnte sich im Duell zwischen dem Dritten und dem
Ersten der Setzliste Wang Bing gegen Michael Nägler durchsetzen (s. Foto links).
Bing beendete damit als einziger Spieler den ersten Tag mit der maximalen
Punktzahl, gefolgt von Karsten Hoffarth mit 2,5 Punkten. Für den Abend hatte
Stosszahn Franken weder Kosten noch Mühen gescheut und eigens dafür gesorgt,
dass das vietnamesische Neujahrsfest an diesem Tag gefeiert wurde ;) Welche
Spieler dies zur Zerstreuung genutzt haben, kann ich leider nicht berichten,
da sich Wolfgang Schwieger und ich zügig nach Ende der dritten Runde auf den
Weg ins 70 km entfernte Kirchenthumbach machten, wo wir dankenswerterweise in
der Familie von Wolfgangs Schwester untergebracht waren.
In der vierten Runde am nächsten Morgen fiel dann bereits die Vorentscheidung im Franken-Cup 2006: Bing bezwang auch Karsten und hatte damit bereits einen Punkt Vorsprung vor Michael und noch mehr vor dem Rest des Feldes. Als ob danach tatsächlich schon die Luft raus gewesen wäre, war die fünfte Runde gleich eine besonders friedfertige: vier von fünf Partien gingen Remis aus. Aber vielleicht lag's auch daran, dass es vier vereinsinterne Duelle gab? Dass Jörn Tessen seinem ostfriesischen Teamkollegen Bing den Turniersieg nicht verderben wollte, kann man verstehen, aber auch die Stosszähne wollten sich nicht wehtun. Wie die Partie zwischen Reinhard und Wu Cai Fang verlaufen ist, kann ich nicht sagen, aber die Begegnung zwischen Robert und Kevin Kilmartin endete zur Verblüffung der Zuschauer sehr unvermittelt. Die typische Remisstellung ist oben auf dem WM-Brett zu sehen, und Roberts Erklärung dazu soll nicht unerwähnt bleiben: "Wenn du nach 20 Zügen nicht Matt bist, dann biete ich dir Remis an."! Die vierte Remispartie war aber ausgekämpft. Michael stand lange druckvoll und vielleicht gewonnen, übersah dann aber, dass Karsten einiges Material opfern konnte für eine Stellung, in der Michael nur ein Wagen gegen die volle Verteidigung verblieb.
In der letzten Runde sicherte Bing dann mit einem recht schnellen Remis gegen
Reinhard seinen Punkt Vorsprung ab und konnte damit souverän sein erstes
Bundesligaturnier gewinnen. Leider liess er aber auch am Rande verlauten, dass
er zur DM im Juli wohl nicht mehr im Lande weilen wird. Schade! Einen halben
Punkt zurück belegte Michael den zweiten Platz. Die Bronzemedaille wurde in der
letzten Partie des Wochenendes vergeben, in der sich Karsten gegen Jörn
durchsetzen konnte. Diese Partie entschied auch die Reihenfolge auf Platz
2 und 3 der Mannschaftswertung, in der sich Stosszahn Franken knapp vor Lingen
und Ostfriesland behaupten konnte. Den gelungenen Abschluss eines schönen
Turniers bildete dann die Siegerehrung, bei der Reinhard mit launigen
Kommentaren die hübsch dekorierten Preise (s. Foto rechts) unter's Volk
brachte.